Was kann man sich unter Social und Governance konkret vorstellen? Welchen Impact haben diese Anforderungen auf Unternehmen?
PAUL FELDHOFF:
Wenn man den Anspruch hat, etwas zu bewegen, und das insbesondere auf das Thema S überträgt, kann man, glaube ich, schon auch eine Vorbildrolle übernehmen. Das können beispielsweise Projekte sein, welche gesellschaftliche Veränderung herbeiführen können. Förderung von jungen Talenten, egal welche Hintergründe sie beispielsweise haben. Das Gleiche im Bereich Governance.
Was ist der erste Schritt, den ich als Unternehmen hinsichtlich S und G im Rahmen der Transformation gehen muss?
PAUL FELDHOFF:
Eine Strategie aufzusetzen, klingt total simpel, aber wenn man sich mit den Details beschäftigt, wird es dann natürlich komplizierter. Ich glaube, die Formulierung einer ESG-Strategie erfolgt von oben. Diese muss aber im Team entwickelt werden. Aber von oben muss im Prinzip der erste Anspruch kommen, weil diese es dann auch final umsetzen müssen. Die müssen die Budgets freigeben, die müssen es auch vorleben und Vorbild sein. Wir haben jetzt beispielsweise vor, transparent zu machen, was wir schon machen: Was machen wir eigentlich schon? Wir haben gemerkt, dass wir schon eine ganze Menge in dem Bereich machen. Das müssen wir zukünftig aber besser kommunizieren an die Kollegen. Diese mitnehmen und auch ermutigen, mitzumachen.
Die Thematik hat Einfluss auf die gesamte Wertschöpfungskette. Unternehmen müssen nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Dienstleister betrachten. Welche Auswirkungen wird dieses Vorgehen zukünftig haben?
PAUL FELDHOFF:
Ich glaube, dass wir auf der KMU-Seite wahrscheinlich weniger Themen haben werden als auf der Konzernseite von den größeren auch international tätigen Dienstleistern. Da wird wahrscheinlich die Lieferkette oder Dienstleistungskette auch hinterfragt werden. Was macht denn unser Dienstleister eigentlich? Wie investiere ich mein Geld? Beispielsweise hat BlackRock gesagt, sie nehmen nur noch Unternehmen, die ein diverses Management haben. Und wenn wir das jetzt nicht nachweisen können, sondern jetzt nur Geschäftsführer bei uns in der ganzen Unternehmensgruppe wären, hätten wir wahrscheinlich ein Problem mit einem Unternehmen zusammenzuarbeiten. Wenn du das nicht nachweisen kannst, wird es in Zukunft so sein, dass Dienstleister aus dem Raster fallen. Auch Berater, Dienstleister aus den FM-, PM-Bereichen, nicht nur auf der Seite der klassischen Beratungsebene. Deswegen ist es ein ganz wichtiger Punkt, dass diese Lieferketten heute auch von Unternehmen einbezogen werden, die nicht daran denken, dass sie davon betroffen sein könnten.
Diese Ideen und Strategien sind für jeden wichtig. Es ist aber – wie wir bemerken – ein riesen Rad, was du drehen willst, das auch sehr kompliziert ist. Auch wir selber überlegen immer: Wo bekommt man von außen Hilfe? Wer kann dich an die Hand nehmen, ohne dass du jetzt hundert Millionen Euro ausgeben musst für eine Beratung, sondern wer kann dir Step-by-Step helfen? Ich schätze sehr den spannenden Austausch mit anderen Unternehmer-Kollegen. Was macht ihr konkret? Was macht ihr genau? Wie habt ihr angefangen? Und dann gibt es immer ein paar Informationen, die man bekommen kann, die zumindest uns weiterbringen. Bei der Strategieentwicklung oder bei der Umsetzung.