Der Tech-Bereich ist schnelllebig und bringt fast jede Woche einen neuen großen Hype hervor. Mancher Trend prägt die Zukunft, andere verschwinden schnell wieder.
Ein Begriff bleibt dabei anhaltend in den Köpfen: Smart Home oder auch Smart Living — beides längst keine Eintagsfliegen mehr. Das neue, smarte Leben und Wohnen weist heute schon den Weg in die Normalität der Zukunft.
Smart ist das neue beliebt
Abends nach Hause kommen, überall geht gedämpftes Licht an und dank Heizung oder Klimaanlage ist der Raum schon angenehm temperiert. Dafür haben sie vollautomatisch registriert, wann sich die Bewohner auf den Weg nach Hause gemacht haben, sich kurz die aktuelle Wetterlage aus dem Internet geholt und sich passend eingestellt. So oder so ähnlich ist es heute in einem Smart Home möglich. 2018 lebten schon rund 16 % der deutschen Haushalte in einem derart automatisierten oder smarten Zuhause. Für das Jahr 2022 erwarten Branchenexperten eine Verbreitung bis in jeden dritten Haushalt. Ein früher Vorreiter war Microsoft-Gründer Bill Gates: Während die Welt noch lernte, sein Windows 95 zu bedienen, dachte Gates schon ein ganzes Stückweiter. Er hatte die Vision eines Hauses im Sinn, das für seine Bewohner oder Besucher von der Raumtemperatur über die Lieblingsmusik im Hintergrund bis zu den Bildern an der Wand automatisch alles anpasst — und das in jedem Raum, durch den sie sich bewegen.
„A decade from now, access to the millions of images and all the other entertainment opportunities I’ve described will be available in many homes and will certainly be more impressive than those I’ll have when I move into my house in late 1996. My house will just be getting some of the services a little sooner.”
Bill Gates in „The Road Ahead” über sein Smart Home
Viele dürften die damals rund 63 Millionen Dollar teure, „Xanadu 2.0“ getaufte Hightech-Villa von Gates lange nur für Extravaganz gehalten haben. Sie müssten sich heute eigentlich bei dem Microsoft-Gründer entschuldigen, denn er entwarf schon damals das, was gut zwei Jahrzehnte später zunehmend Alltag und Normalität sein würde: ein Smart Home. Bestanden dazu noch vor wenigen Jahren viele Vorbehalte unter den Konsumenten (zu teuer, kein großer Nutzen, zu komplexe Technik), zeigten die Umfragen anschließend eine kontinuierliche Bewegung von Bedenken zu Begeisterung mit jedem weiteren Jahr. Durch immer mehr Anbieter von immer mehr smarten Komponenten und Systemen, die von der Beleuchtung über die Heizung bis zum Rollladen praktisch die ganze Haustechnik steuern können und sich zudem immer einfacher installieren lassen, hat sich diese Entwicklung zunehmend schneller vollzogen.
Schon lange investieren nicht nur Immobilieneigentümer in die Technik — viele Mieter haben sich auf eigene Kosten ihr Zuhause smart gemacht. gemacht. Dafür mussten sie nicht einmal ihre Vermieter fragen, weil sich die allermeiste Smart-Home-Technik 2020 leicht und rückstandslos wieder entfernen lässt. Im Gegensatz zu früherer Hausautomatisation kommt die Technik ohne große Installation und Kabelverbindungen aus. Viele Geräte benötigen einen Stromanschluss, aber die komplette Kommunikation funktioniert drahtlos per Funk, über WLAN und Internet oder Bluetooth — oft mit Akku. Das eröffnet ein weites, smartes Feld. Nur in wenigen Fällen wie beispielsweise dem Umbau eines handbetriebenen Rollladens zum intelligenten Sonnenschutz ist der Segen des Vermieters wegen tieferer Eingriffe erforderlich. Oder sollte jener im Sinne der Attraktivität und des Immobilienwerts vielleicht sogar selbst in smarte Technologie investieren?
Nach dem Parkett kommt smarte Technik
In den USA gehört Komfort zu den wichtigsten Gründen, warum Smart-Home-Technik gekauft wird. Hierzulande überwiegt dagegen deutlich die Absicht, Energie und damit Energiekosten durch intelligente Objektsteuerung zu sparen. So können Vermieter kaum direkt profitieren, wenn sie nicht gerade Räumlichkeiten im Objekt selbst nutzen. Klare Vorteile für ein Investment ergeben sich aber an drei anderen Stellen: Erstens schwingt sich Smart-Home-Technik nach hochwertigen Einbauküchen oder Parkettböden zum nächsten Premium-Standard eines Mietobjekts auf. Mit solcher Ausstattung gewinnt es klar an Attraktivität. Das bedeutet zweitens eine gewisse Wertsteigerung der Immobilie, wenn dabei auf die großen, verbreiteten Systeme etablierter Hersteller gesetzt wird. Das gewährleistet trotz laufender technischer Innovationen einen hohen Nutzwert über längere Jahre — Updates und diverse Verbesserungen inklusive. Drittens warten bei der staatlichen KfW-Bank eine Reihe zinsgünstiger Kredite, Tilgungszuschüsse oder auch allgemeine Zuschüsse, wenn Vermieter in smarte Energieeffizienz, mehr Sicherheit oder eine altersgerechte Architektur ihrer Objekte investieren. Let’s get smart!
Smarte Thermostate:
An einzelnen Heizkörpern oder an der Wand für die Fußbodenheizung senken sie schnell die Heizkosten. Per Zeitplan, über eine Smartphone-App oder auf Kommando an verschiedene Sprachassistenten passen sie individuell Wohnungs- oder Zimmertemperatur an. Besonders effizienter Komfort entsteht mit Geofencing: Die Thermostate erhalten dabei Informationen über den Standort der Bewohner, senken die Temperatur automatisch, wenn sie gehen, und heizen rechtzeitig wieder ein, wenn sie auf dem Rückweg sind. Zusätzlich können Vermieter hier festlegen, dass niemals die gewünschten Mindesttemperaturen unterschritten werden — ein Plus, um Schimmel vorzubeugen.
„Smart Home und andere vernetzte Produkte richten sich nicht nur an Private. Sie werden auch im Business einen großen Einfluss gewinnen. Und genau wie jedes Unternehmen, das um die Jahrtausendwende das Internet zunächst ignorierte, laufen diejenigen, die jetzt dieses neue Internet der Dinge ignorieren, Gefahr, abgehängt zu werden.“
Jared Newman, Tech-Experte und Journalist
Smarte Beschattung oder Rollläden:
Beide geben zusätzlichen Komfort und unterstützen außerdem das Management der Raumtemperatur. Durch Sensorik oder die Nutzung von Live-Wetterdaten schließen sie sich, wenn zu große Hitze droht, oder öffnen sich, um in der kalten Jahreszeit gezielt Sonnenstunden für die natürliche Erwärmung des Objekts zu nutzen.
Smarte Rauch- und Wassermelder:
Im Unterschied zu typischen Stand-alone-Lösungen haben die smarten Vertreter einen bedeutenden Vorteil: Sie melden Rauchentwicklung oder Wasseraustritt nicht nur mit lokalem Alarm, sondern parallel mit einer E-Mail oder Mitteilungen auf die Smartphones hinterlegter Nutzer. Abwesende Bewohner, aber auch Hausmeister oder Hausverwaltung sind so sofort über die Gefahr informiert und können unmittelbar darauf reagieren. Natürlich lassen sich die smarten Geräte auch über Funk auslesen — so ist die Inspektion auch auf Entfernung möglich und lästige Prüftermine entfallen.
Smarte Türschlösser:
Ab jetzt öffnen Bluetooth, Fingerabdruck oder PIN-Eingabe Tür und Tor. Smarte Schlösser verriegeln sich automatisch zu gewünschten Zeiten oder wenn Personen das Objekt verlassen. Ein Schlüssel wird obsolet und teurer Schließanlagentausch nach Schlüsselverlust schlichtweg überflüssig. Diese und andere Smart-Home-Technik von der Videotürkamera bis hin zu intelligenter Beleuchtung oder integrierter Stromzählung in allen Schaltern oder Steckdosen eröffnet neue Qualitätsstandards für Mietwohnungen — insbesondere bei Premium-Objekten. Der Standard für möbliertes Wohnen, Coliving oder Serviced Apartments Speziell möblierte Wohnungen erlauben das Angebot eines multifunktionalen, vielschichtigen Smart Homes bis hin zu Details wie Beleuchtungskonzept oder Sprachsteuerung. Damit steigert sich die Attraktivität einer Wohnung in dem mehrheitlich technikaffinen Kreis potenzieller Mieter überdurchschnittlich und das Objekt hebt sich gut vom Markt ab. Und mehr: Verbunden mit smarten Schließsystemen entstehen auch in Bereichen wie Coliving oder Serviced Apartments alltägliche Erleichterungen für Mieter, Vermieter oder Servicepersonal.
Intelligente Türsysteme übermitteln schon bei der Online-Buchung eines Apartments automatische Zugangscodes, die später mit Ende des Aufenthalts wieder verfallen. Ein 24/7-Check-in oder -Check-out ohne persönliche Schlüsselübergabe wird möglich und statt langem Warten auf den Mieter vor Ort übernimmt eine Videobotschaft auf dem Bildschirm die persönliche Begrüßung. Servicepersonal erhält zu festgelegten Zeiten eigene Zugänge und auch Handwerker werden automatisch eingelassen, wenn Reparaturbedarf ist — ohne, dass der Mieter vor Ort sein muss. Convenience ist hier das oberste Gebot.
Vermieter oder Verwalter behalten dabei immer die volle Kontrolle und das von überall aus per App. Viele große Hotels setzen schon lange auf vergleichbare Schließsysteme, ihre Möglichkeiten und ihre Sicherheit. Zu wesentlich geringeren Kosten lassen sich nun auch einzelne Apartments oder kleinere Objekte durch Smart-Home-Türschlösser mit diesem Mehrwert ausrüsten.
Ob sie das alles anbieten wollen, können Vermieter abwägen. An anderer Stelle in der neuen Techniklandschaft haben sie keine Wahl, eventuell nur noch ein paar Jahre Zeit. Stichwort: Smart Metering. Wärmemessgeräte oder Stromzähler müssen bis 2027 beziehungsweise 2032 vollständig auf die nächste intelligente Generation umgestellt sein. Einfache Fernablesung, verbesserte Verbrauchsinformationen und damit Hilfe beim Energiesparen und letztlich der Klimaschutz sind die Gründe dafür. Das ist sicherlich noch eine Weile hin, aber schon ab diesem Jahr können Mieter auch unterjährig Informationen zu ihrem Heizkosten- oder Warmwasserverbrauch beim Vermieter für eine Verbrauchsoptimierung abfragen. Ohne smarte Technik bedeutet es einigen Aufwand, dieser neuen Informationspflicht nachzukommen.
Smart Home und Smart Living kommen —
und am Ende kommt keiner an ihnen vorbei
Das smarte neue Leben, Wohnen oder Arbeiten entwickelt sich in Deutschland in vielen Bereichen im Interesse von Nutzern, Politik und Wohnungs- oder Immobilienwirtschaft stark unter dem Fokus von Energieeffizienz und Klimaschutz. Es sorgt mittel- und langfristig für hohe Nachhaltigkeit und zahlt sich unmittelbar durch Kostenersparnis aus. Diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten. Ihre Möglichkeiten sind schon jetzt enorm. Sie werden zweifellos immer weiter wachsen, aber das Warten auf diese Updates schafft keinen großen Vorteil. Im Gegenteil: Noch können Entwickler, Investoren, Planer, Vermarkter oder Vermieter hier herausragen. Smart-Living-Konzepte sind heute noch eine Kür, die Herzen gewinnt, morgen oder übermorgen werden sie zum Pflichtprogramm, das man besser nicht zu spät umsetzt.