Die Pandemie hat die Arbeitswelt verändert. Viele Unternehmen denken an Verkleinerung von Büroflächen. Du hingegen möchtest für deine Mitarbeiter und Kunden ein neues Headquarter einrichten. Wieso?
JOACHIM SEIBERT:
Zum einen ist dieses Projekt auch schon vor Corona gestartet und wir haben gemerkt, dass wir keinen Ort haben, an dem wir uns mal mit allen treffen können. Wir haben zum Beispiel so ein monatliches All-Hands-Meeting, wo wir alle zusammenkommen und über wichtige Veränderungen im Unternehmen sprechen. Dann kam die Pandemie und wir waren mitten in den Mietvertragsverhandlungen und haben überlegt: Was machen wir denn jetzt? Und haben dann wahrscheinlich so ein bisschen auch aus Trotz gesagt: Azyklisch handeln ist immer gut.
Das liegt sicherlich auch ein bisschen an unserer Kultur, die sehr viel mit Zusammenarbeit zu tun hat. Also nicht nur unsere Software, sondern wir arbeiten auch selbst sehr viel zusammen und haben zumindest in der Vergangenheit sehr viel auf Co-Location gesetzt. Und es wird wieder so sein, dass wir zusammenkommen werden. Dafür brauchen wir den geeigneten Ort. Deswegen haben wir an diesem Projekt weiter festgehalten und glauben auch daran.
Wie viele Mitarbeiter finden hier Platz und wie organisiert Ihr zukünftig die flexibel wechselnde Personenzahl?
JOACHIM SEIBERT:
Wir sind jetzt insgesamt ungefähr 230, haben aber noch mehrere Standorte. Zum einen ergibt es Sinn, dass im Headquarter auch die Teams sitzen, die zentrale Ansprechpartner sind, zum Beispiel IT oder Personal; auch unser Orga-Team, die natürlich dann auch Kunden empfangen sollen. Wir haben uns etwas überlegt, das wir jetzt Team-Collaboration-Space nennen. Also ein Ort der Zusammenarbeit, wo Platz ist für bis zu drei Teams, wo sich Teams tageweise entscheiden können ins Headquarter zu kommen. Sie sagen zum Beispiel: Nächste Woche Donnerstag verabreden wir uns alle im Headquarter und dann gehen wir in den Collaboration-Space.
Und dann haben wir da unser Planungsmeeting und eine Retrospektive. Wir arbeiten an Konzepten und verbringen den Tag zusammen. Und in der Woche drauf machen wir das dann am Mittwoch oder wann auch immer es uns passt. Und das, was wir daran spannend finden, ist, dass auch immer wieder andere Konstellationen von Teams zusammenkommen können. Da sitzen dann immer drei andere Teams und ich lerne da auch andere Teams kennen, wie die arbeiten. Ich kann mich da mal quer vernetzen und austauschen.
Die aktuellen Büros sollen bestehen bleiben. Wie organisiert Ihr zukünftig ein großes Headquarter, kleine Büros und Mitarbeiter im Homeoffice?
JOACHIM SEIBERT:
Wir müssen die anderen Standorte auch entwickeln und sind da gerade so ein bisschen am drüber nachdenken: Welche Art von Büroraum braucht es denn noch? Ich habe ja eben schon von diesem Team-Collaboration-Space gesprochen. Also ein Ort, wo Teams vor Ort zusammenkommen, wo dann wirklich co-located gearbeitet wird. Ein anderes Setting könnte sein, dass nur das halbe Team vor Ort und die andere Hälfte im Home-Office ist. Und das dritte: Ich bin alleine, weil mein komplettes Team im Home-Office sitzt.
Wir überlegen jetzt, ob wir diese drei verschiedenen Arbeitsorte nicht einrichten sollen und ob wir da nicht auch die entsprechenden Standorte mit verwenden. Also dass wir sagen: Es gibt an den Standorten Plätze für hybrides Arbeiten und auch Einzelplätze für Remote Work, die ich buchen kann.
Und freitags treffen wir uns dann zum Beispiel im Collaboration-Space. Oder ich bin komplett allein und arbeite an einem Remote-Platz. Dann möchte ich an einem Platz sitzen, wo vielleicht neben mir auch andere ein bisschen reden, wo man aber nicht das Gefühl hat, man stört sich gegenseitig, also eine gewisse Grundlautstärke hat. Das heißt, dedizierte Arbeitsorte schaffen für die verschiedenen Settings. Es würde sich natürlich anbieten, das auch auf die entsprechenden Standorte zu legen und zu sagen: Das hier ist unser Hybrid-Standort und das hier ist unser Remote-Standort und das ist unser Co-Location-Standort.