Frau Schlesinger, wieso ist das Thema ESG-Transformation so eine große Herausforderung für die Immobilienbranche?
SARAH MARIA SCHLESINGER:
Um ein ESG-Reporting abzuliefern, gibt es nicht das eine wunderbare PDF-Dokument das ich mir herunterladen kann, um Klarheit darüber zu erhalten, was ich reporten muss. Wir haben zwar eine gesetzliche Anforderung, aber wir haben noch keine Ausdefinition, was gebraucht wird. Zwar ist noch nicht genau klar, welche Daten, aber irgendwelche Daten werden gewollt. Und allen handelnden Personen hier ist klar, dass wir nicht unendlich viele Daten zur Verfügung haben. Es gibt einen wunderbaren Datenraum, in den wird ganz viel reingeworfen. Man hat viel Transparenz geschaffen, zumindest für einen kurzen Zeitraum. Dann ist der Deal rum und die Daten sind auf Null.
Wenn wir uns jetzt die wesentlichen Daten anschauen, um eine Immobilie tagesaktuell zu reporten, wie etwa Verbräuche oder Schließsysteme, muss ich irgendwie in der Lage sein, diese Daten zu erfassen. Das war aber nichts, was wir in der Vergangenheit gebraucht haben. Und wir hatten in der Vergangenheit auch nicht die Technologie dazu. Jetzt ist Software ausreichend und auch professionell genug da. Aber wir haben zum Teil gesetzliche Hürden, die uns auf diesem Weg zur Transparenz im Weg stehen. Da ist es natürlich nicht hilfreich, wenn wir jetzt digitale Tools haben, die man anders betrachten müsste.
Welche digitalen Lösungen bieten denn einen Mehrwert?
SARAH MARIA SCHLESINGER:
Um auf die Anforderungen reagieren zu können, muss ich erst einmal die Schritte gehen, die zur Digitalisierung notwendig sind im Unternehmen. Ich brauche erst einmal dieses Grundsetup, dass ich ready bin. Und das hat ganz viel mit Digitalisierung zu tun. Es ist das Mittel zum Zweck, um diese Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen. Wenn ich dann soweit bin, kann ich entweder mit eigenen Lösungen starten oder ich nutze selbst entwickelte Schnittstellen und die, die es da draußen von Anbietern gibt, um Lösungen zu nutzen. Wenn ich dazu auf unsere gerade veröffentlichte Digital Leader Studie schaue…
Wir haben die etablierte Branche gefragt: Welche Bereiche sehen Sie denn jetzt gerade im Trend? Lösungen, bei denen PropTechs am meisten helfen können in puncto ESG? Und das sind die Themen Metering und Energiemanagement, Ressourcenverbrauch sowie Metakommunikation. Auch das transparent machen, was um die Immobilie herum passiert. Das hat ganz viel mit dem Thema ESG-Reporting zu tun und Metakommunikation ist der nächste Schritt. Nicht nur in Form von Finanzmarkt-Reportings, sondern auch “zum Nutzer”, an der Stelle vielleicht breiter formuliert. Und das sind nicht die einzigen, die bei ESG helfen können. Es gibt so gut wie keine Tech-Company, es gibt so gut wie keine PropTech-Lösung, die an der Stelle keinen Mehrwert liefert.
Was können etablierte Unternehmen von PropTechs lernen?
SARAH MARIA SCHLESINGER:
Das Macher-Gen. Einfach mal machen und nicht so lange drüber nachdenken. Denn so ein Ergebnis zu justieren ist viel einfacher als graue Theorie zu wälzen und meistens auch am Ende profitabler. Das zweite – und das ist vielleicht der wichtigere Part über die Lösung hinaus, die es natürlich anbietet – ist die Kooperationsbereitschaft. Der PropTech-Sektor ist dadurch gekennzeichnet, dass über 80 Prozent der Companies Kooperationen haben. Sie sind auf Sales- und technologischer Ebene miteinander verbunden und machen zum Teil auch miteinander Business. Weil sie gemeinsam relevanter sind und weil sie gemeinsam stärker sind.