Work-Life-Blending
Die zunehmende Digitalisierung sowie der Trend zum Smart Home sorgen dafür, dass beim Work-Life-Blending Arbeit und Privatleben ineinander übergehen.
Inzwischen ist es ein Leichtes, sich die Arbeits-E-Mails auf dem Tablet anzuschauen, auf dem Smart-TV wichtige Benachrichtigungen zu erhalten oder von unterwegs mit dem Smartphone zu arbeiten. Dieser Trend hat Folgen: Arbeit und Privatleben verschmelzen immer leichter und immer häufiger miteinander. Der Begriff Work-Life-Blending beschreibt dieses neue Phänomen, das zum Beispiel den eigentlichen Arbeitszeitraum immer unwichtiger werden lässt. Dies ist der jungen Generation, die sich mehr Flexibilität und Freiheit wünscht, sehr wichtig. Zugleich stellt dieser fließende Übergang aber auch eine neue Herausforderung für die Work-Life-Balance dar.
Definition Work-Life-Blending
Der englische Begriff „Blending“ beschreibt, dass sich zwei Bereiche miteinander vermischen oder gar verschmelzen. Beim Work-Life-Blending verwischen die Grenzen zwischen Arbeit und Alltag, was zum Beispiel daran liegt, dass immer mehr Arbeitnehmer von zu Hause aus arbeiten. Hier sind sie für Kinder, Partner oder Nachbarn jederzeit erreichbar. Das Home Office etwa bietet die Möglichkeit, nebenbei kleine Kinder im Blick zu behalten oder sich den Weg zur Arbeit zu sparen. Zugleich führt die Verschmelzung von Berufs- und Privatleben aber auch dazu, dass die klassische Work-Life-Balance, ein beliebtes Schlagwort des späten 20. Jahrhunderts, aus dem Gleichgewicht gerät: Wenn die Arbeit stets nur einen Knopfdruck entfernt ist, ist es auch schwieriger, diese vom Privatleben zu trennen. Viele Angestellte und Selbstständige zahlen diesen Preis allerdings gern, da sie so deutlich selbstbestimmter und flexibler arbeiten können.
Entwicklung der Arbeitswelt 4.0
Der rasante Aufschwung des Internets seit den 1990er-Jahren macht sich inzwischen nicht nur im Entertainment-Bereich, sondern in fast jedem Bereich des Alltags bemerkbar. Die Digitalisierung hat auch die Arbeitswelt ergriffen, die daher auch als „Arbeitswelt 4.0“ bezeichnet wird. Dieser Begriff gehört zu einer Reihe von Konzepten, die die Arbeitsformen und Arbeitsverhältnisse seit der industriellen Revolution beschreiben. Unter Arbeitswelt 1.0 versteht man daher die Industriegesellschaft, die im 18. Jahrhundert entstand. Mit der Arbeitswelt 2.0 gab es die ersten Wohlfahrtsorganisationen, die sich den Interessen der Arbeiter widmeten, was in der Arbeitswelt 3.0 durch die soziale Marktwirtschaft der letzten Jahrzehnte noch stärker wurde.
Die Digitalisierung ermöglicht es nun in der Arbeitswelt 4.0 vielen Arbeitnehmern und Selbstständigen, selbstbestimmt und von jedem Ort der Welt aus zu arbeiten. Für immer mehr Berufe ist es schließlich gar nicht nötig, im Büro zu sitzen: Solange der Arbeitnehmer Zugang zur Cloud und zu seinem Computer hat, kann er die anstehenden Aufgaben von überall aus erledigen. Dies ist als Work-Life-Blending im Rahmen des Arbeitsmarkttrends New Work bekannt.
Work-Life-Blending: Vor- und Nachteile
Das Vermischen von Arbeit und Privatleben bietet auf den ersten Blick viele Vorteile: Arbeitnehmer können sich ihre Zeit selbst einteilen und zum Beispiel von ihrem Lieblingscafé aus arbeiten. Menschen, die vorher wegen schlechten Verkehrsanbindungen oder aus familiären Gründen Probleme damit hatten, zu festgelegten Zeiten in einem Büro zu sein, können nun flexibel von zu Hause oder einem Ort ihrer Wahl aus arbeiten.
Zudem nehmen Hierarchien in der digitalen, demokratischen Welt von New Work ab. Die Crowd spielt eine immer größere Rolle und viele Arbeiten lassen sich auch außerhalb des Unternehmens erledigen – Stichwort Crowdworking. Nicht zuletzt sparen Arbeitgeber so an Arbeitsplätzen, Büroraum und physischer Infrastruktur.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass das Konzept New Work auch Nachteile mit sich bringt. Dazu gehört zunächst einmal die Herausforderung, mental und physisch einen klaren Rückzugsraum von der Arbeit zu schaffen. Wenn die E-Mails von der Arbeit auch nachts oder am Wochenende abrufbar sind, besteht die Versuchung, immer wieder nachzuschauen und diese zu erledigen.
Wer von zu Hause aus oder etwa als Digitaler Nomade arbeitet, muss daher diszipliniert und strukturiert vorgehen, um ein Burn-out zu vermeiden. Zugleich gibt es außerhalb des Büros viele Ablenkungsmöglichkeiten. Außerdem besteht die Gefahr, dass durch die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung in der Arbeitswelt 4.0 viele Arbeitsplätze wegfallen.
New Work in verschiedenen Generationen
Das Konzept von New Work, zu dem das Work-Life-Blending als Lebensstil gehört, ist inzwischen ein Megatrend. Das hat zur Folge, dass Experten von einer langfristigen und nachhaltigen Veränderung der Gesellschaft ausgehen. Jedoch sind es vor allem die sogenannten Millennials oder auch Angehörige der Generation Y (geboren zwischen den 1980er- und 1990er-Jahren), die diesen Lebensstil ausprobieren. Da sie mit dem Internet aufgewachsen sind, haben sie schon früh die Möglichkeiten erkannt, die es ihnen für ihren (Arbeits-)Alltag bietet.
Die folgende Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010) kann sich schon jetzt darauf einstellen, zu großen Teilen digital zu arbeiten. Ältere Generationen wie etwa die Baby Boomer legen dagegen eher Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance: Für sie ist die ständige Erreichbarkeit weniger attraktiv. Viele von ihnen bevorzugen einen klassischen Bürojob mit Arbeitszeiten von neun bis fünf Uhr.
Mitarbeitergesundheit und weitere Veränderungen durch Work-Life-Blending
Das agile Arbeiten in der New-Work-Welt sorgt zum Beispiel dafür, dass Büros in Zukunft ganz anders aussehen werden: Dies ist schon jetzt in Coworking Spaces und in mobilen Büros erkennbar. Es handelt sich nicht mehr um einen reinen Arbeitsplatz, sondern um eine oft frei wählbare Arbeitsumgebung. Diese soll interessant und abwechslungsreich sein, Spaß machen sowie die Möglichkeit eröffnen, sich kreativ untereinander zu vernetzen.
Idealerweise kann das Work-Life-Blending so die Mitarbeitergesundheit verbessern. Indem nämlich der Arbeitgeber die Aufgaben festlegt, der Mitarbeiter aber seine Arbeitszeit bestimmt, kann er den eigenen Biorhythmus sowie die persönliche Lebenssituation viel besser berücksichtigen. Dies hat nicht zuletzt Auswirkungen auf das Unternehmensklima, die Motivation von Mitarbeitern und die allgemeine Zufriedenheit – und dadurch auch auf die Produktivität.