Raumakustik

Der Wunsch nach einem ruhigen Arbeitsumfeld ist in modernen Büros groß. Investoren stehen vor der Herausforderung, die Raumakustik zu optimieren.

Der Trend im Jahr 2019 geht zurück zum Großraumbüro. Jedoch ist die Akustik in einem offenen Raum häufig nicht gut – Geräusche hallen, wirken überwältigend und Gespräche lassen sich schlechter verstehen. Um ein attraktives und angenehmes Arbeitsumfeld bieten zu können, sollten sich sowohl Architekten als auch Investoren im Immobilienbereich damit beschäftigen, die Raumakustik zu optimieren. Möglich ist das beispielsweise durch schalldämmende Materialien, eine intelligente Gestaltung des Raumes und trennende Elemente. Ein gut gedämmtes Büro mit einer angenehmen Raumakustik bietet sowohl dem Unternehmen als auch den Arbeitnehmern viele Vorteile.  

Definition Raum­akustik    

Bei der Bauakustik geht es darum, wie viel Schall auf der anderen Seite eines Gebäudes ankommt. Die Raumakustik hingegen beschäftigt sich damit, optimale Hörbedingungen in einem Raum herzustellen. Dafür ist es wichtig, zunächst einmal den vorhandenen Schall zu messen und zu identifizieren, an welchen Stellen des Büroraumes zu viel oder vielleicht nicht ausreichend Schall ankommt. Auf Basis dieser Arbeitsplatzanalyse ist es dann möglich, schalldämpfende Maßnahmen zu treffen. Dazu gehören beispielsweise Materialien wie Schaumstoffe, Lochplatten mit Fliesen, Akustikputze und Resonanzplatten.

Schon vor Bezug des Büros sollte man diese Schallabsorber installieren, denn das sogenannte Retrofitting ist deutlich aufwändiger und kostenintensiver. Wichtig bei der Raumakustik ist vor allem der  Unterschied zwischen Schalldämmung und Schalldämpfung: Bei der Dämmung geht es darum, einen Schutz vor Geräuschen der Umgebung oder aus dem Nachbarraum zu bieten. Die Dämpfung hingegen hilft dabei, die „Hörsamkeit“ innerhalb eines Raumes zu verbessern.

Faktoren der Raumakustik    

Wer sich mit der Raumakustik beschäftigt, sollte sich mit einigen Grundlagen der Akustik auskennen. Zunächst einmal ist es wichtig, den  Schalldruck  zu verstehen. Dazu gehören Geräusche aller Art, die eine Schwankung im Luftdruck auslösen und sich so übertragen. Je lauter ein Geräusch ist, desto höher ist der erzeugte Schalldruck. Dieser breitet sich in alle Raumrichtungen aus, solange kein Hindernis vorhanden ist. Gerade in einem Büro ist die Frequenz der verschiedenen Schalldruckwellen relevant: Wenn viele verschiedene Geräusche – etwa das Klingeln von Telefonen, Gelächter und Stimmen – auf einmal zu hören sind, überlagern sich diese. Je nach Frequenz dieser Geräusche sind Menschen hier sehr empfindlich.

Das kann bedeuten, dass bei zu hohem Geräuschpegel im Büroraum die Produktivität und Konzentrationsfähigkeit deutlich abnehmen. Auch der sogenannte  Hintergrundgeräuschpegel  spielt bei der Arbeit eine wichtige Rolle. Die korrekt gestaltete Raumakustik kann dazu beitragen, Hintergrundgeräusche zu minimieren.      

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Quelle: LYCS Architecture/Unsplash      

Raumakustik richtig messen    

Um die Raumakustik zu messen, sind verschiedene Tests notwendig. Sobald das Büro fertig eingerichtet ist, sollte man sie durchführen. Experten messen an verschiedenen Stellen die Dezibelzahl und bewerten, ob der Geräuschpegel für die Mitarbeiter eine Ablenkung darstellt oder als Hintergrundrauschen nicht bei der Arbeit stört. Weitere wichtige Kennzahlen neben den Dezibel sind die Halligkeit, die Nachhallzeit und die Schallabsorption.      

Um die gemessenen Zahlen anschließend angemessen zu beeinflussen, sollte man Folgendes beachten: Die menschliche Sprache bewegt sich in einem Frequenzbereich zwischen 125-8000 Hz. Das menschliche Ohr ist in der Lage, Geräusche zwischen 16 und 20.000 Hz wahrzunehmen. Allerdings nimmt das Hörvermögen mit der Tiefe der Frequenzen ab und ist bei über 1000 Hz sensibel. Eine gute Raumakustik sollte es ermöglichen, Geräusche zwischen 125 und 5000 Hz sehr gut zu hören. Alle anderen Geräusche sollte man durch entsprechende Materialien ausblenden. Eine letzte Messung sollte außerdem erfolgen, wenn die Mitarbeiter das Büro tatsächlich nutzen: Nur dann ist wirklich absehbar, wie hoch der Geräuschpegel tatsächlich ist und wie viele Menschen auf einmal sprechen.  

Die Bedeutung der Raumakustik im Büro    

Moderne Büros bestehen häufig aus harten Materialien wie Beton oder Glas, die den Schall reflektieren und so zu einer hohen Geräuschbelastung führen. Umso wichtiger ist es, mithilfe einer durchdachten Raumakustik dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter sich dennoch konzentrieren können. Wird dieses Ziel nicht erreicht, führt das zu weniger Konzentration, verminderter Produktivität und gesundheitsgefährdendem Stress. Die Raumakustik ist daher auch ein Bereich, dem sich das betriebliche Gesundheitsmanagement widmet. Die hauptsächlichen Quellen für Schall sind normalerweise die Menschen selbst: Neben Telefonaten und Besprechungen sind auch Geräusche wie Schritte, das Brummen des Kopierers oder das Klicken der Tastatur eine akustische Belastung. Eine Besonderheit bei den Geräuschen, die durch Sprechen entstehen, ist jedoch, dass auch der Sprachinhalt eine Rolle spielt: Menschen hören nämlich automatisch zu. Dies führt zu verringerter Konzentration auf die in diesem Moment bearbeitete Aufgabe.      

Interessant ist hier das Konzept der  Psychoakustik: Ungeliebte Geräusche wie etwa das Klacken hoher Absätze sind auch bei geringer Lautstärke unangenehm, während man geliebte Geräusche wie etwa Musik auch bei hoher Lautstärke als angenehm wahrnimmt. Der Unterschied zwischen „Geräusch“ und „Lärm“ ist somit oft subjektiv. In einem Büro sollte man daher  viel Wert darauf legen, alle Arten von Geräuschen oder Lärm soweit wie möglich zu minimieren, um eine optimale Arbeitsatmosphäre zu bieten.

Vorgaben für die Raumakustik im Büro  

Vor allem in Großraumbüros und Coworking Spaces ist es sehr wichtig, dass das angewandte Konzept für die Raumakustik ausgiebig durchdacht und gut erprobt ist. Messungen sind dafür sehr hilfreich, zudem sollte Experten die Raumakustik berechnen. Für das menschliche Gehör ist ein Schallpegel von mehr als 60 Dezibel  beispielsweise sehr unangenehm. Unser Gehör beginnt bei 0 Dezibel und endet bei 140 Dezibel, was dem Lärm eines startenden Flugzeugs entspricht. Jedoch können schon ab 80 Dezibel bleibende gesundheitliche Schäden entstehen.

Auch die Sprachverständlichkeit in einem Raum, die man mit dem  Speech Transmission Index (STI) ausdrückt, spielt eine wichtige Rolle für die Arbeitsplatzgestaltung: Dieser Wert befindet sich auf einer Skala zwischen 0 und 1 und wird von Echos und vom Nachhall beeinflusst. Der STI sollte sich auf der Skala so nah wie möglich am Wert 1 befinden, um eine optimale Hörsamkeit zu bieten. Dafür wiederum ist die Schallausbreitung von Bedeutung, die man in großen Räumen daher stoppen sollte.      

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Quelle: Nicholas Githiri/Pexels      

Raumakustik ver­bessern: Tipps    

Um die Raumakustik zu verbessern, ist eine Akustikdämmung nötig. Dafür kommen Schallabsorptionseinrichtungen zum Einsatz, die verschiedene Formen haben können. Beliebt sind Trennwände, Wandabsorber und Deckensegel. Aber auch Akustikmöbel können die Raumakustik bei der Büroeinrichtung positiv beeinflussen. Diese Möbel bestehen aus Materialien, die den Schall dämmen und zugleich dämpfen. So können Mitarbeiter Geräusche aus der unmittelbaren Umgebung besser wahrnehmen und sich auch in leisen Gesprächen verständigen. Schallabsorber schlucken den Schall und überführen ihn in andere Energieformen wie Wärme, was wiederum positive Auswirkungen auf die Raumtemperatur und die Energierechnung haben kann. Neben den akustischen Eigenschaften von Möbeln und Büroeinrichtungsgegenständen gilt es, auch deren Optik zu berücksichtigen. Wandabsorber können beispielsweise das Corporate Design unterstreichen oder schöne Bilder darstellen.