Modulares Bauen
Die Verwendung bereits vorgefertigter Elemente im Bauprozess bezeichnet man als modulares Bauen. Es kommt dem wachsenden Bedarf an Wohnraum entgegen.
Modulares Bauen steht für eine Bauweise, bei der man einzelne Module nach einem Baukastensystem zu einem Gebäude zusammenfügt. Dieses Konzept war bereits in den 60er- und 70er Jahren bekannt und erfuhr durch die Digitalisierung neuen Aufschwung, da sie experimentelle und visionäre Konzepte ermöglicht. Sie hat zur Folge, dass man beim Modulhaus standardisierte, schnell zu erbauende und preisgünstige Gebäude mit experimenteller, komplexer und innovativer Architektur kombinieren kann. Ein weiterer Grund für den Höhenflug des modularen Bauens ist außerdem der immense Bedarf an Wohnraum sowie an Gebäuden für öffentliche Einrichtungen und an Gewerbeflächen.
Definition modulares Bauen
Die Begriffe „modulares Bauen“ oder „Modulbauweise“ sind nicht einheitlich definiert, sodass es diesbezüglich im allgemeinen Sprachgebrauch Unterschiede gibt. Manche verbinden mit der modularen Bauweise nur eine Container- oder Raumzellenbauweise. Für die meisten fasst der Begriff jedoch solche Bauten zusammen, die man nicht als Ganzes nach und nach auf einer Baustelle errichtet. Stattdessen stellt man mehrere Raumeinheiten, einzelne Segmente oder Module unter fabrikähnlichen Bedingungen her und montiert sie erst auf der jeweiligen Baustelle zu einer Einheit. Diese Bauweise kommt beispielsweise beim seriellen Bauen zum Einsatz.
Modulares Bauen liegt voll im Trend und ist die Folge eines Umdenkens in der Bau- und Immobilienwirtschaft. Auch die Digitalisierung ermöglicht neue Konzepte für modulares Bauens, wodurch sich nicht nur die Module, sondern auch die Herstellungs- und Ausführungsweisen verändern. Gründe dafür sind die steigenden Bevölkerungszahlen sowie eine wachsende Wohnungsknappheit, da es immer mehr Menschen in die Städte zieht. Deshalb rücken flexible und vor allem schnelle Baulösungen wie das Modulhaus wieder stärker in den Vordergrund. Das gilt nicht nur für klassische Wohngebäude, sondern auch für Bildungs- und Festbauten in Städten und Kommunen, für Gewerbeimmobilien und Lagerstätten sowie für Studentenwohnungen.
Modulares Bauen in der Vergangenheit
Modulares Bauen ist keine Erfindung der Gegenwart, sondern hat eine lange Tradition. Zu Beginn der Entwicklung modularer Bauformen waren die einzelnen und später zusammengefügten Elemente identisch oder zumindest ähnlich. Sie bestanden unter anderem aus Holz, Metall oder Beton und waren austauschbar, wodurch man beliebig viele zu einem Gebäude kombinieren konnte. Diesbezüglich unterscheidet sich modulares Bauen von der monolithischen Bauweise, bei der das System nur in seiner Gesamtheit funktioniert und man einzelne Teile nicht flexibel platziert kann. Im Gegensatz dazu sind die einzelnen Komponenten beim Modulbau durch ihre Schnittstellen und nicht durch ihre Position definiert. Die Standardisierung zahlreicher Einzelteile ermöglicht dabei nicht nur das Bauen von baugleichen Gebäuden, sondern auch ein schnelles Auf- und Abbauen vor Ort.
Ein frühes Beispiel modularen Bauens ist der Chrystal Palace, den der britische Architekt Joseph Paxton anlässlich der ersten Weltausstellung in London im Jahr 1851 entwarf. Dieses Ausstellungsgebäude bestand aus einer Eisenkonstruktion und Glassegmenten wodurch es an die Architektur von Gewächshäusern erinnerte. Es dauerte lediglich 17 Wochen, bis der Bau mit einer Grundfläche von rund 615 x 150 m errichtet war. Ein weiteres Beispiel der Architekturgeschichte für die modulare Bauweise ist das Kunststoffhaus fg2000 von Wolfgang Feierbach.
Modulares Bauen: Welche Bauweisen gibt es?
Beim modularen Bauen unterscheidet man verschiedene Bauweisen, die dem Baukastenprinzip folgen:
- Bei der Containerbauweisebeziehungsweise Raumzellenbauweise sind die Einheiten bereits vollständig vormontiert. Der Transport zum jeweiligen Standort erfolgt auf einem Tieflader oder einem Schwertransporter. Abhängig von der Verwendung verfügen die Container bereits über eine komplette Innenausstattung. Mit Hilfe eines Baukrans positioniert man die einzelnen Raumzellen am gewünschten Ort und fügt sie zu einem temporären oder dauerhaften Gebäude zusammen.
- Die Großtafelbauweise ist besser unter dem Namen Plattenbauweise bekannt. Bei dieser Form des modularen Bauens setzt man das Gebäude aus einzelnen Wand- und Bodenplatten zusammen, die bereits vorproduziert sind. Das aussteifende Element kann ein Aufzugskern sein, der ausOrtbetongefertigt ist. Bei der Großtafelbauweise ist aber auch eine an die Raumzellenbauweise angelehnte Bauart möglich.
- Die Skelettbauweise ist eine weitere Variante modularen Bauens. Das Grundgerüst des Gebäudes besteht dabei aus einem Rahmen aus Stahl, Stahlbeton oder Holz. Um ein Modulhaus entstehen zu lassen, montiert man daran vorproduzierte Wandplatten, Bodenplatten, Deckenplatten und Fassadenelemente. Vor allem bei derSkelettbauweisebasiert die Raumausstattung auf dem Baukastenprinzip. Das hat den Vorteil, dass sich Kunden ein individuelles Haus nach diesem Prinzip zusammenstellen können.
Voraussetzung für alle Bauweisen ist, dass man sie auf einem festen Fundament errichtet.
Welche Vorteile bietet modulares Bauen?
Modulares Bauen bietet gegenüber herkömmlichen Bauverfahren zahlreiche Vorteile:
- Der wichtigste Vorteil sind die geringe Bauzeit und die damit verbundenen Kostenersparnisse bei der Miete von Baustellengeräten und Löhnen.
- Bei großen Bauprojekten kann man zudem aufgrund von Mengeneffekten beim Material sparen.
- Ein weiterer finanzieller Aspekt sind die kürzeren Finanzierungszeiten eines Modulhauses, was sich wiederum positiv auf die anfallenden Zinsen auswirkt. Eine solche Immobilie kann man schneller in Betrieb nehmen oder vermieten, sodass man zu einem viel früheren Zeitpunkt als bei konventionellen Bauten Einnahmen erzielen kann.
- Die Fertigung der Module unter Fabrikbedingungen erleichtert zudem die Qualitätskontrolle.
- Durch eine kontrollierte Abfallbeseitigung und die Wahl der Materialien ist modulares Bauen oft auch umwelt- und ressourcenschonend.
- Oft steht modulares Bauen zudem für hohe Flexibilität, da man die Module nicht nur leicht aufbauen, sondern auch einfach abbauen und sogar neu anordnen kann.
- Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass sich die modulare Bauweise auch für schwer zugängliche und abgeschiedene Gebiete eignet, wo die konventionelle Bauweise zu langwierig oder ineffizient wäre.
- Vorteilhaft ist außerdem die Möglichkeit, Module bei Reperaturbedarf schnell austauschen zu können. Darüber hinaus ist eine schnelle Anpassung möglich, beispielsweise falls man Module hinzufügen möchte.
Modulares Bauen und kreative Architektur
Während kreative Architektur viel Raum für Gestaltungsfreiheit lässt, sind die Möglichkeiten der Modulbauweise begrenzter. Aufgrund der Vorteile dieser Bauweise entscheiden sich viele Bauherrn jedoch dafür, was die Gefahr birgt, dass zu viele einheitliche, triste Gebäude entstehen. Die architektonische Kreativität kann jedoch erhalten bleiben, wenn es gelingt, sie mit der Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Funktionalität eines Modulbaus zu verbinden. Dabei kann man auf Typenstatiken und bewährte Standards der Modulbauweise zurückgreifen, sodass sich der Planungs- und Genehmigungsprozess deutlich vereinfacht und dadurch auch beschleunigt. Außerdem erhöhen sich so Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.